Spiel & Bewegung

Wir alle wissen, dass Bildschirmzeit bei Kleinkindern so begrenzt wie möglich sein sollte - und wenn ich mir die letzten Wochen anschaue, dann bin ich von meinem eigenen Vorhaben weit entfernt. Noch eine Serie? Klar! Hier noch ein Youtube-Video? Logo! Ein Live-Stream zum Turnen? Sicher! Eine App zum Lernen? Im täglich Einsatz. Was nun immer mitschwingt ist das schlechte Gewissen. Expertin Melanie Keil hat sich diesem wichtigen Thema angenommen und erklärt in diesem Gastbeitrag, was es mit der Bildschirmzeit und dem schlechten Gewissen auf sich hat.

 

Wie kann ich als Elternteil Bildschirmzeit-Empfehlungen mit meinem Kind im Alltag umsetzten?

Gut wäre, sich im Vorfeld über zwei Fragen klar zu werden: Wie viel Energie habe ich? Wie viel Energie brauche ich? Das kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängen, wie dem Workload, den man in der Arbeit erledigen muss, den anfallenden Haushaltstätigkeiten, sonstigen Erledigungen, der eigene psychische Verfassung, usw. Es macht keinen Sinn sich an Vorgaben oder Vorsätzen zu orientieren, die nicht zu einem passen oder für die gerade jetzt keine Kraft da ist.  

Die nächste Frage in Bezug auf Medien kann lauten: Haben wir bereits Regeln im Umgang mit Medien und Bildschirmzeiten? z.B. Während wir essen sind der Fernseher und/oder sonstige Geräte abgeschaltet oder abends setzten wir uns gemeinsam vor den Fernseher usw. Wichtig ist mir immer, dass jede Familie wirklich für sich individuell abwägt und entscheidet - ohne schlechtes Gewissen. 

Eine Faustregel könnte sein: Kleinkinder sollten nicht länger vor dem Bildschirm sitzen als draußen sein. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn es mal nicht so ist, weil es sich nicht anders einrichten lässt, solltest du dir als Elternteil keinerlei Vorwürfe machen.  

Der IST-Stand

Wenn du nicht weißt, ob es dir möglich ist, diese Faustregel im eigenen Alltag zu integrieren, kannst du dir einfach mal den Ist-Stand ansehen. Du fertigst dir eine Stricherliste mit zwei Spalten an. Die eine Spalte ist für mehr draußen gewesen. Die andere Spalte ist für mehr vor dem Bildschirm gesessen. In einem ruhigen Moment trägst du ein Stricherl für jeden Tag ein. Nach circa einem Monat kannst du dir das Ergebnis ansehen. Falls mehr Stricherl auf der Bildschirmseite sind, kannst du dir überlegen, wie es dir möglich wäre, mehr raus zu gehen oder ob vielleicht eine andere Bezugsperson mit dem Kind raus gehen könnte.  
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, zu überlegen, wie ich die Bildschirmzeit meines Kindes gestalten möchte. So kann das Kind durchaus kurz allein gelassen werden, um sich etwas anzusehen. Eine weitere Idee ist, die Bildschirmzeit gemeinsam zu nutzen und sich Spiele oder Bewegungsanregungen über You-Tube Videos zu holen. (Yoga-Videos für Kinder sind eine zB gute Idee) oder gemeinsam Kinderlieder anzusehen und zu singen.  

Eine weitere Möglichkeit ist, mein Kind eine bestimmte Kinderfolge ansehen zu lassen oder ein bestimmtes Video, mehrere bestimmte Videos. Wichtig ist, im Vorfeld zu wissen, wie viel und wie lange mein Kind sich etwas ansehen darf. So vermeidest du im Anschluss Unsicherheiten mit dir selbst und Diskussionen mit dem eigenen Kind. Wenn möglich, immer dabei sein. Manchmal geht das allerdings nicht, dann empfehle ich eine Folge auf einem Streamingdienst anzusehen. YouTube ist kein vertrauenswürdiger Babysitter - deswegen lege ich dir dringend ans Herz, bei YouTube Konsum IMMER dabei zu bleiben.  

Außerdem kannst du Mal- oder Lernapps am Handy oder Tablet installieren. So kann sich dein Kind sinnvoll beschäftigen. 

Alternativen

Nun möchte ich noch ein paar Alternativen nennen. Wenn du Spotify hast, kannst du eigene Playlists für deine Kinder erstellen. So kannst du die Playlist nach belieben gestalten und gemeinsam singen und tanzen. Eine weitere Idee ist sich kurze Hörspiele oder Hörbücher anzuhören. Immer nach dem Interesse und der Geduld des Kindes. Manchmal ist es auch einfach wunderbar den Radio einzuschalten. Gemeinsam Bücher zu lesen, ist eine weitere mögliche Beschäftigung bis man nicht mehr kann oder das Kind endlich eingeschlafen ist…
Und wenn nur irgendwie möglich raus gehen, spazieren gehen und die unterschiedlichen Tiere und Insekten beobachten. Die Natur ist der genialste und gesündeste Unterhalter für Kinder und obendrein kostenlos. 

Das schlechte Gewissen

Zuletzt noch zu einem Punkt, der mir persönlich auch sehr am Herzen liegt: das schlechte Gewissen. Viele Mamas und Papas kennen dieses fiese Gefühl aus ihrem eigenen Alltag, wenn die eigenen Vorstellungen/Ansprüche und die noch vorhandene Energie auseinanderdriften. Wenn das Kind wieder einmal länger vor einem Bildschirm sitzt, weil du es im Moment nicht anders schaffst, dann wird das seine Gründe haben. Du gibst täglich dein Bestes. Und manchmal kann sein Bestes zu geben auch bedeuten zuerst auf sich selbst zu schauen! Ja, das meine ich auch so! Das heißt, mal kurz auf sein Handy zu schauen, sich hinzulegen oder worauf du gerade eben Lust hast, etwas zu tun woraus du Kraft schöpfst. Der Moment, den du brauchst, bevor du weiter machst! Bedenke immer, wenn du dich überfordert fühlst, kannst du deinem Kind nicht so begegnen, wie du das möchtest! Das allein sollte Anlass genug sein, dir als Elternteil etwas zu gönnen OHNE ein schlechtes Gewissen zu haben!  


Über Melanie

Danke für den Beitrag an Melanie Keil. Melanie hat eine Tochter (2) und lebt in Wien. Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit und ihrer Tätigkeit mit Familien, Kindern und Jugendlichen hat sie sich dafür entschieden Weiterbildungen in Form von Workshops für Eltern und Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zu entwickeln. Sie ist überzeugt, dass Eltern ihre Kinder am besten kennen. Ihr Credo lautet: Wer in seine eigenen Fähigkeiten investiert, investiert automatisch in sein Kind!

Mehr Infos zu Melanies Angeboten findest du auf ihrer Homepage www.glueckspotential.at.

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