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So gelingt’s in der Praxis - Tools und Übungen für Körper, Herz und Verstand

Wir würden den Alltag mit unseren Kindern so gerne ohne Strafen, schimpfen und schreien gestalten, aber irgendwie will’s nicht so richtig funktionieren... das Verhalten unserer Kinder bringt uns manchmal so „auf die Palme“, dass gar kein Platz mehr ist für Alternativen.

Und das ist vollkommen normal.

Warum?
Weil unser System in diesen Momenten eine Stressreaktion abfährt.

Und das ist problematisch, denn dabei werden jene Teile des Gehirns, die für Empathie und rationales abwägen und nachdenken zuständig sind, kurz: für Herz und Verstand, lahmgelegt. Denn Herz und Verstand brauchen wir nicht, wenn der Säbelzahntiger vor uns steht, wohl aber schnelle Handlungen im Affekt: laufen oder angreifen.

Daher können wir im Angriff- oder Flucht-Modus gar nicht umsetzen, was wir uns in bester Absicht vorgenommen haben.

Aber wir können regulierend eingreifen, denn wir müssen uns ja nicht alles gefallen lassen, oder?

Der erste Schritt hierfür ist, die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen und achtsam dafür zu sein, was in uns passiert, wenn unser Kind nicht kooperiert. Denn nicht unser schreiendes, Spielzeug-werfendes Kind ist die Ursache für unser ungewolltes Schreien. Unser Kind ist einfach nur ein Kind, mit all den Besonderheiten, die sein kindliches System mit sich bringt – beispielsweise, dass es noch keine ausgeprägte Frustrationstoleranz oder Handlungskontrolle besitzt.

Die Frage ist also vielmehr: Was passiert in uns? Warum löst dieses Verhalten in uns Stress aus?

Kinder packen keinen Stress oder Wut in uns rein. Diese entstehen in uns aufgrund unserer eigenen Erwartungen, Werte und Vorstellungen. Weil es uns unangenehm ist, dass unser Kind im Winter im Sommerkleid in den Kindergarten geht, weil es uns unangenehm ist, wenn Fremde schauen, wie sich unser wütendes Kind am Boden wälzt, weil wir denken, wir sind verantwortlich für die (nicht) erledigten Hausaufgaben...

Das bedeutet auch, dass wir es in der Hand haben, unser Verhalten zu ändern, für uns zu sorgen, auf uns zu schauen und „bei uns“ zu bleiben. Damit wir nicht mehr schimpfen, schreien oder bestrafen, müssen/dürfen wir uns um uns kümmern und lernen, gelassen zu bleiben und unser aufgeregtes System gegebenenfalls wieder zu beruhigen.

Dafür braucht es, wie so oft, Achtsamkeit und Selbstfürsorge.

Ersteres, damit ihr überhaupt wahrnehmen könnt, wann und warum ihr in Stress geratet und was ihr in der Situation eigentlich braucht. Als Beispiel: Wenn es mich eigentlich stresst, dass ich Angst um meinen neuen Parkettboden habe, könnte ich - statt mein Kind zu schimpfen - Kind inklusive Wasserpistole nach draußen verfrachten. Dazu muss ich aber in der Situation wissen, dass ich gerade so reagiere, weil ich Angst um meinen Parkett habe und ich darf das Verhalten meines Kindes nicht als Angriff verstehen („Jetzt habe ich dir schon 1000 Mal gesagt, dass...“).

Selbstfürsorge braucht ihr, damit ihr überhaupt in einem Modus seid, in dem das Ganze auch gelingen kann. Wenn ihr am Limit seid, dann ist das Wasserpistolen-Spiel der Tropfen auf dem heißen Stein und ihr ex- oder implodiert. Denn ein gestresstes Gehirn ist viel wachsamer und spult viel schneller Stressreaktionen ab, weil es ja denkt, es lebt in einer gefährlicher Umwelt und muss daher extra-schnell auf Bedrohungen reagieren. Lösungen finden, überlegen, planen... all das überfordert ein gestresstes Gehirn.

Was könnt ihr nun tun, wenn ihr achtsam und eigenverantwortlich merkt, in euch steigt Stress (oder Wut, Frust, Ärger) auf und ihr könnt die Situation gerade nicht anders lösen?

Hier gibt es eine Vielzahl an Wegen, und alle sind in Ordnung. Ihr könnt Hampelmänner und -frauen machen, ihr könnt singen, tanzen, in die Körperwahrnehmung oder ganz bewusst ins Mitgefühl mit diesem kleinen Wesen gehen, das vielleicht schon einen langen Tag hatte.

Oder ihr probiert eine der folgenden Übungen und Tools aus.

Weil jede*r andere Übungen gut findet, habe ich heute jeweils eine Übung für den Verstand, den Körper und das Herz für euch, ihr könnt euch ja mal durchtesten und schauen, was am besten für euch funktioniert:

1) Für den Verstand: Kurzer Realitätscheck („Was passiert wirklich?“ oder: „Was könnte ich jetzt tun, um die Situation noch viel schlimmer zu machen?“)

 

Dinge sind entweder bedrohlich oder okay für uns aufgrund unserer Bewertung. Darin steckt das Wort „Wert“. Wir haben zum Beispiel von unseren Eltern mitbekommen, dass es ganz wichtig ist, sich angemessen zu kleiden. Nun will unser 4-Jährige im Drachenkostüm zum Fußballplatz. Wertekonflikt. Fragt euch: „Was passiert wirklich? Halte ich das (unangenehme Gefühl, die Blicke der anderen...) heute für mein Kind aus?“

Was passiert wirklich, wenn ich zu spät zum Meeting komme? Was passiert wirklich, wenn mein Kind ohne Haube rausgeht (und ich sie einpacke, für den Fall der Fälle).

Die meisten Menschen haben Verständnis für Mamas und Papas, die sich ab und an mal verspäten, viele der Büro-Kolleg*innen sind vielleicht selbst Mamas und Papas. Wenn draußen nicht gerade der Schneesturm tobt, wird sich mein Kind nicht gleich erkälten, und wenn mein Kind merkt, dass es im Drachenkostüm vielleicht gar nicht gut rennen kann, wird auch das kein Thema mehr sein. Oder es wird der erste Bundesligaspieler im Drachenkostüm.

Eine andere Frage an euren Verstand, die ich auch sehr gerne mag: „Was könnte ich tun, um die Situation gerade noch viel, viel schlimmer zu machen?“ Schaut mal, was da intuitiv kommt, mehr will ich gar nicht verraten.

Für den Körper: Atemübungen

Ziel ist es, eurem Körper durch ruhiges Atmen zu signalisieren: „Es ist alles gut.“ Es geht also darum, möglichst ruhig, tief und entspannt zu atmen. Ihr könnt beispielsweise bei jeder Ein- und Ausatmung bis 5 zählen und dabei wahrnehmen, wie sich zuerst euer Bauch und dann euer Brustkorb mit Luft füllt und wieder leert.

Ein: 1-2-3-4-5 - euer Bauch und euer Brustkorb heben sich – Atmen kurz halten und spüren - und aus: 1-2-3-4-5 - euer Brustkorb und euer Bauch senkt sich.

 Das wiederholt ihr, bis ihr Entspannung in eurem Körper merkt.

Unterstützend könnt ihr auch euren Kiefer und die Schultern entspannen.

 

Fürs Herz: „Mini-Herzmeditation“ oder Visualisierung

Meditation bedeutet ein bewusstes Steuern eurer Aufmerksamkeit. Das geht an der Supermarktkasse genauso, wie in der Kindergartengarderobe oder eben ganz in Ruhe für sich. Es gibt einen Gegenspieler zu Stress und das ist das Gefühl von Liebe und Dankbarkeit. Wir können gehirnphysiologisch nicht gleichzeitig in Liebe und Dankbarkeit sein und eine Stressreaktion abfahren. Wenn ihr euch also gestresst fühlt, könnt ihr euch durch Mini-Mediationen oder Visualisierungen wie diese ganz bewusst in die Dankbarkeit begeben und dann lasst ihr eure Hirnchemie für euch arbeiten.                

Schließt eure Augen und legt eure Hände aufs Herz (diesen Punkt könnt ihr überspringen, wenn ihr in der Öffentlichkeit seid). Konzentriert euch auf euren Atem, stellt euch vor, wie ihr durch euer Herz ein- und ausatmet: Ein schönes, warmes Licht, in der Farbe, die euch gerade guttut.

Mit jedem Atemzug atmet ihr durch euer Herz dieses wohltuende Licht ein, das sich in eurem Körper verteilt und alle Zellen mit Liebe füllt.

Stellt euch nun eine Person vor, die ihr besonders gerne habt. Und bei jedem ausatmen, strömt etwas von dieser wunderschönen Energie durch euer Herz nach außen und ummantelt diese Person mit der wunderschönen Energie.

Wenn ihr beide voll Liebe seid, schickt nochmal ein liebevolles Lächeln in eure innere Welt, atmet nochmal tief durch euer Herz ein und aus. Öffnet eure Augen und spürt nach.

 

Übrigens: Ganz viel Stress nehmen wir uns selber dadurch, dass wir uns erlauben, auch mal nicht weiterzuwissen. „Dann weiß ich jetzt auch nicht weiter. Hast du eine Idee?“, frage ich meine Tochter manchmal, wenn unsere Bedürfnisse gerade grundverschiedener nicht sein könnten.

Oft kommen da wirklich großartige Ideen von den Kleinsten, die schätzen, dass wir einfach authentisch und ehrlich sind und sich freuen, wenn wir sie miteinbeziehen. 

Es ist, wie wenn wir durch diesen innerlichen Schritt zurück einen Raum für unsere Kinder aufmachen. In diesem neuen Raum kann – ohne Druck - eine Lösung entstehen, auf die man sonst nie gekommen wäre. 

Und bitte niemals vergessen: Kinder brauchen keine perfekten Eltern, niemals. Wohl aber Eltern, die sich gut entschuldigen können, und die sich danach auch liebevoll selbst vergeben, damit sie ihren Weg weiterhin voll Freude und Mut gehen können.

 

Barbara Grütze ist diplomierte Kinder-, Jugend-, Eltern- und Familienberaterin und begleitet Eltern durch den Erziehungsalltag. Sie arbeitet dabei nach den bindungs-, bedürfnis- und beziehungsorientierten Ansatz.

Zu ihrer Website: www.beziehungsvoll.at

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