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Sprache - Das Tor zur Welt
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Wann sollte ein Kind zu sprechen beginnen? Was sind mögliche Warnsignale für Sprachprobleme und wie können wir Kinder auf ihrer Sprachreise unterstützen? Die spannende Reise vom ersten Gebrabbel zum ersten Wort und dann zu richtigen Sätzen erklärt uns Patricia Pomnitz von Sprachgold.
Über Sprache können Kinder ihre Gefühle, Emotionen, Ideen, Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse verarbeiten und mitteilen. Mittels Sprache lernen sie Regeln zu entdecken, Zusammenhänge zu erkennen und Kategorien zu bilden. Somit ist die Sprache (nonverbal und verbal) unser Tor zur Welt. Gute Sprachfähigkeiten sind auch wichtige Voraussetzungen für andere Dinge – die Wissensaufnahme, das komplexe Denken, das Problemlöseverhalten, das Lesen und Schreiben etc. Durch Sprache entstehen viele neuronale Vernetzungen in unserem Gehirn!
Meilensteine der Sprachentwicklung - Vom ersten Schrei zur Geschichte
Sprechen lernen beginnt bereits im Mutterleib. Ab etwa der zweiten Schwangerschaftshälfte ist das Kind in der Lage, akustische Reize wahrzunehmen. Kaum ist das Baby auf der Welt, erinnert es den Schall, den es vor der Geburt im Mutterleib gehört hat und baut auf diesem Wissen auf. Forscher haben herausgefunden, dass Säuglinge bereits im Alter von einem Monat Unterschiede zwischen Lauten und Silben erkennen können, z. B. „pa“ vs „ba.
Bei der Geburt ist das menschliche Ohr bereits vollständig entwickelt. Das Baby nutzt diese Anlagen maximal aus, indem es sich den Stimmen aktiv zu- oder abwendet, Töne und Klänge interpretiert und den Klang der menschlichen Stimme imitiert
Ab ca. dem 4. Lebensmonat beginnen die Babys zu lallen und probieren verschiedene Laute aus. Anfangs kann man bei allen Säuglingen auf der Welt dieselben Laute hören und vermag nicht die Nationalität des Babys zu erkennen. Zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat wird die zweite Lallphase erreicht, in dem die Verdopplung von einfachen Silben (Lautketten wie „dada“ oder „mamama“) im Vordergrund steht. Jetzt passen sie sich auch dem Regelwerk der jeweiligen Umgebungssprache an, indem sie nur noch Laute ihrer Muttersprache produzieren und die Silben entsprechend betonen.
Das Sprachverständnis entwickelt sich ca. im 9. bis 12. Lebensmonat. Das Baby realisiert, dass Dinge und Personen einen Namen haben und speichert diese ab. Dein Kind versteht also bereist was du sagst, auch wenn es noch nicht spricht!
Ein Meilenstein auf den alle Eltern warten, ist das erste Wort! Dieses sprechen Mädchen im Durchschnitt mit 12 und Jungen mit 13 Lebensmonaten. Aber der frühe Spracherwerb ist sehr variabel und manche Kinder lassen sich auch länger Zeit!
Bis zum 18- spätestens 24. Lebensmonat sind die Kleinen damit beschäftigt ein Vokabular von 50 Wörtern aufzubauen, in dem Sie jede Woche ca. 3-5 neue Wörter zu sprechen lernen. Danach treten Sie in den sogenannten Wortschatzspurt ein. In dieser Entwicklungsphase explodiert der Wortschatz regelrecht und sie lernen täglich neue Wörter zu sprechen.
Auch die Grammatikentwicklung schreitet nun kontinuierlich voran – von Zweiwortäußerungen („Milch haben, Papa weg“) im zweiten Lebensjahr, über Mehrwortäußerungen im dritten Lebensjahr („Ich kaufe Erdbeeren.“) bis hin zum komplexen Satz („Du kannst schneller rennen, weil du größer bist.“) Mit dem vierten Geburtstag ist der Grammatikerwerb weitestgehend abgeschlossen. Das Lernen der richtigen grammatischen Fälle wie dem Dativ und Akkusativ dauert jedoch bis ins Schulalter an
Die Aussprache verändert sich insbesondere im Alter von 2-3 Jahren sehr schnell. Anfangs ist es ganz normal, dass Laute oder Lautverbidnungen ersetzt oder ausgelassen werden. Die meisten Konsonanten werden bis zum Alter von 3;5 Jahren erworben. Das / sch/ ist der spätestes Laut (4;0-4;5 Jahren.).
Wie können wir Kinder in ihrer Sprachentwicklung unterstützen?
Studien zeigen; was Eltern in der (frühen) Kindheit sprachlich tun, hat direkten Einfluss auf die spätere Ausdrucksfähigkeit, den Wortschatz und die Lesefähigkeit eines Kindes. Eltern spielen also eine wichtige Rolle; sie sind die ersten und besten Lehrer ihrer Kinder! Es liegt an uns den Kleinen eine liebvolle und wertschätzende Lernumgebung zu bieten, in der sie etwas entdecken, sich ausprobieren und auch Fehler machen dürfen. Wir sollten Freunde am Sprechen vermitteln und jeden Versuch des „sich-mitteilen-wollens“ positiv bestärken!
Wie spreche ich am besten mit meinem Kind? Tipps und Tricks!
Bücher anschauen, miteinander spielen und singen - all das unterstützt die Sprachentwicklung. Prinzipiell braucht es keine besonderen Materialien, sondern jede gemeinsame Situation im Alltag kann zum Sprechenlernen genutzt werden! Entscheidend ist das Sprachvorbild, also die Art und Weise wie wir mit unseren Kindern sprechen. Denn Kinder lernen über Nachahmung. Hier kommen 5 Quicktipps für ein gutes Sprachvorbild:
• Begib Dich auf Augenhöhe und schaue Dein Kind an
• Sprich langsam und höre geduldig zu
• Frage interessiert nach und ermutige zum eigenständigen Erzählen
• Wiederholung ist ein wichtiges Lernprinzip! Je öfter dein Kind neue Wörter hört und selbst ausprobieren kann, desto schneller wird es sie lernen.
• Vermeide es Dein Kind zu unterbrechen, direkt zu korrigieren („Nein, so heißt das nicht!“) oder zum Nachsprechen aufzufordern.
Wann muss ich mir Sorgen bzgl. der Sprachentwicklung meines Kindes machen?
Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern treten recht häufig auf (ca. 7-8% alle Kinder im Vorschulalter) und können sehr vielfältig sein. Betroffene Kinder zeigen u.a. Auffälligkeiten im Wortschatz, der Grammatik, der Aussprache, im Sprachverständnis, im Redefluss. Hellhörig werden sollten Eltern, wenn ihr Kind:
mit sechs Lebensmonaten plötzlich verstummt und aufhört zu lallen.
• mit 18 Monaten noch nicht begonnen hat zu sprechen.
• mit 24 Monaten keine 50 Wörter aktiv spricht und keine Zweiwortäußerungen bildet („Papa weg“, „Ball da“). Diese Kinder nennt man Late Talker und sie haben ein großes Risiko, dauerhaft Sprachprobleme zu zeigen.
• mit drei Jahren noch sehr unverständlich spricht und keine Sätze bildet.
• mit vier Jahren noch viele Grammatikfehler macht und/oder Sprachlaute falsch bildet, durch andere ersetzt oder ganz auslässt
unflüssig und angestrengt spricht; also Wörter, Silben und/oder Laute wiederholt, dehnt oder herauspresst. • wenig Interesse am Gegenüber und an Kommunikation zeigt oder Sprache nicht imitiert. • Gegenüber anderen Personen schweigt oder Kommunikation vermeidet. • häufig frustriert und/oder wütend ist, weil es sich nicht richtig mitteilen kann oder anderes es nicht verstehen. • auf Ansprache nicht adäquat reagiert, häufig nachfragt, selbst eher laut ist und/oder Medien laut einstellt. • eine offene Mundhaltung zeigt, durch den Mund atmet, schnarcht, stark speichelt, ungern feste Nahrung kaut, lispelt.
Übrigens: Mehrsprachigkeit macht keine Verzögerung oder Störung! Das ist ein noch immer weit verbreites Vorurteil!
Dein Kind spricht (noch) nicht oder ist unverständlich? Was kannst Du tun?
Solltest Du dir Sorgen bzgl. der Sprachentwicklung Deines Kindes machen, hole dir früh Hilfe. Im Rahmen einer sprachtherapeutischen Diagnostik wird festgestellt, ob die Sprachentwicklung altersgerecht verläuft oder Dein Kind Unterstützung benötigt. Hinter Sprachauffälligkeiten können sich organische Ursachen wie beispielsweise eine Hörstörung verbergen, weshalb eine Abklärung bei immer ratsam ist. „Blindes“ Abwarten bei sprachlichen Problemen ist keine Alternative. Denn echte Sprachstörungen wachsen sich nicht einfach aus. Je früher und qualifizierter Familien unterstützt werden – zum Beispiel im Rahmen einer Sprachtherapie und/oder einer Elternberatung, desto besser können die betroffenen Kinder ihre Entwicklungschancen ausschöpfen.
Patricia Pomnitz ist Sprachtherapeutin (B.Sc.), Diplomierte Legasthenietrainerin und Therapiewissenschaftlerin. Patricia bietet professionelle Unterstützung für Eltern und andere kindliche Bezugspersonen in Form von Online-Videokursen, Beratungen sowie Coachings an. Denn Sprache ist ein Schatz, den es zu entdecken gilt!