Gesund & Satt

Dass Babys weinen um ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ist Eltern meist bewusst. Manche Babys scheinen jedoch länger, öfter und intensiver zu weinen bzw. zu schreien als andere Babys. Für dieses Verhalten tauchen bei Recherchen sehr schnell die Begriffe „Schreibaby“ oder „Regulationsstörungen“ auf. Doch ab wann ist viel Weinen "zu viel"? Was kann ich tun um ihm zu helfen? Wer hilft Eltern oder älteren Geschwistern? Marion Langer ist u.a. Klinische Psychologin und gibt Tipps wie ihr euer Baby, aber auch die ganze Familie in dieser schwierigen Situation unterstützen könnt. 

Wann ist nun ein Baby ein „Schreibaby“ bzw. ein Baby mit exzessivem Schreien?

Der Einfachheit halber, bleiben wir hier bei dem geläufigeren Begriff des „Schreibabys“. Allerdings sollte der Begriff „Schreibaby“ nur das Verhalten eures Babys beschreiben und nicht seine Persönlichkeit. Der eigentliche Fachbegriff, der vor allem in der Psychologie verwendet wird, ist exzessives Schreien

Wichtig ist es hier sich im Gespräch mit euch Eltern und mithilfe von Fragebögen ein genaues Bild der Situation zu machen. Vereinfacht kann man sagen, ein „Schreibaby“ schreit mindestens 3 Stunden am Tag, 3 Tage die Woche über mindestens 3 Wochen hinweg. Zusätzlich ist jedoch auch die Belastung von euch Eltern ein wichtiges Kriterium. Wenn euer Baby weniger als angegeben schreit und ihr euch stark belastet fühlt, ist dies ebenfalls ein wichtiger Grund sich Hilfe zu holen. Ihr seid nicht alleine, denn viele Familien sind betroffen. Zwischen 16-29% der Babys werden als Schreibabys diagnostiziert. Ist ein Baby älter als 3 Monate und schreit noch immer vermehrt, dann spricht man meist von persistierendem Schreien bzw. einer möglichen Regulationsstörung.

 

Und nun?

Prinzipiell würde ich immer dazu raten, sich Hilfe zu holen. Oft hört man, dass ein exzessiv schreiendes Baby an den 3-Monats-Koliken oder Lebensmittelunverträglichkeiten leiden würde. Studien konnten dies jedoch nicht belegen. In Wien gibt es Schreiambulanzen im Kaiser-Franz-Josef-Spital, in der Klinik Ottakring und im Nanaya im 7. Bezirk. Dieses Angebot ist kostenlos, weswegen es teilweise schwer ist, einen Termin zu bekommen. Diese Wartezeit wird für viele Eltern zur Belastungsprobe, da man mit einem „Schreibaby“ rasch Hilfe und Beratung benötigt. Außerdem kann die Diagnose Regulationsstörung Eltern verunsichern. Denn der Alltag mit einem „Schreibaby“ ist kräftezehrend. Ich möchte betroffenen Familien rasch Hilfe im Rahmen einer psychologischen Beratung bieten und euch entlasten. Auch manche Hebammen und StillberaterInnen haben sich auf das Thema Schreibaby spezialisiert.

Zusätzlich zu einer professionellen Hilfe könnt ihr aber auch einige Punkte beachten:

  1. Vermeidet Überreizung durch zu intensive, ständig wechselnde Situationen und schafft gemeinsame Ruhezeiten.
  2. Achtet darauf euer Baby (unter 3 Monaten) regelmäßig nach 1 bis 1,5 Stunden zur Ruhe und zum Schlafen zu bringen um Übermüdung zu vermeiden.

  3. Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus ist sehr förderlich.

  4. Nutzt die Wachphasen um positive Momente zu schaffen. Spielt mit eurem Baby führt Zwiegespräche und gebt ihm Anregung. Jedoch nur bis euer Baby erste Anzeichen von Überforderung oder Ermüdung zeigt.

  5. Versucht die kritischen Schreistunden mit Spazierenfahren oder Spaziergängen im Tragetuch oder Kinderwagen zu überbrücken.

  6. Gebt euch selbst, soweit das möglich ist, auch Möglichkeiten zur Entspannung. Denn eure Ruhe überträgt sich auch auf euer Baby.

  7. Es gibt keine perfekte Einschlafhilfe. Wichtig ist eher, nicht dauernd zwischen verschiedenen Methoden zu wechseln. Entscheidet euch für einen Weg und bleibt dabei, damit sich euer Baby daran gewöhnen kann. Versucht sanft und ohne Hektik vorzugehen.

  8. Macht euch keine Selbstvorwürfe – auch erfahrene Eltern können von exzessivem Schreien ihres Nachwuchses betroffen sein.

 

Was tun, wenn euer Baby noch ältere Geschwister hat?

Leider gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort. Euer Baby benötigt in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit. Damit eine sichere Bindung entsteht, solltet ihr im ersten Jahr versuchen auf mindestens die Hälfte der Bedürfnisse eures Babys adäquat und innerhalb von Sekunden reagieren. Die restliche Hälfte sollte rasch korrigiert werden. Schreibabys brauchen aber meist noch mehr Zuwendung von euch. Die Geschwisterkinder müssen gleichzeitig lernen mit dem neuen Familienzuwachs umzugehen. Keine leichte Situation, in der ihr als Eltern verständlicherweise oft schnell überfordert sein könnt. Versucht euch in dieser Phase, so gut es geht, aufzuteilen und abzuwechseln. Jedes Kind sollte ausreichend Mama- und Papa-Zeit bekommen, damit keines zu kurz kommt. Erklärt euren älteren Kindern, dass diese Situation vorübergehend ist und nicht immer so intensiv bleiben wird. Außerdem könnt ihr versuchen sie in die Pflege und Betreuung des Babys miteinzubeziehen und ihnen Verantwortung zu übertragen. So fühlen sie sich wichtig und gebraucht.

 

Über Marion Langer 

Mag. Marion Langer ist Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Schlafcoach für Babys und Kleinkinder. Sie hat eine 2,5 jährige Tochter und ihre Praxis ist in der Kinderarztpraxis Kindermed im 8. Bezirk am Albertplatz. Nähere Informationen findet ihr unter www.schlaf-lotsin.at

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