Gesund & Satt

Die Gründe für eine Kaiserschnitt-Entbindung sind vielfältig. Genauso wie die Wege, wie von Seiten der Eltern und Babys damit umgegangen wird. Es gibt aber einige Punkte auf die man sowohl in der Vorbereitung, der Geburt selbst und auch danach achten kann. Susanne Schmid, 5-fach Mama und Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe i.A. erzählt in ihrem Gastartikel auf was zu achten ist. Neben der körperlichen Versorgung kann eine individuelle, emotionale Begleitung helfen, die die Familie dort abholt, wo sie gerade steht. Für Baby, Mama und auch die Begleitperson. Denn von den Ereignissen einer Geburt sind alle Familienmitglieder betroffen. 

 Der Einfluss von Stress auf eine Geburt

Aus den Forschungen der Neurobiologie und Epigenetik weiß man, dass perinatale (kurz vor, während und kurz nach der Entbindung) Stresserfahrungen einen markanten Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Erkrankungen darstellen. Eine erfolgreiche Bewältigung dieser Erfahrungen kann aber auch zu verbesserten Stressbewältigungsoptionen und Resilienz in späteren Lebensphasen führen.

Wie stressreich die Kaiserschnittgeburt von den Familien erlebt wird, ist in hohem Ausmaß abhängig davon, wie einfühlsam sie rund um die Entbindung begleitet werden. Werden Gefühle ernst genommen und erlebt die Familie rund um die Entbindung Unterstützung und Verständnis? Auch die Babys selbst entscheiden, ob eine Situation tragbar ist oder nicht. Schließlich sind sie keine passiven Wesen, sondern bereits im Mutterleib fühlende und spürende Menschen.

 

Vorbereitung auf die Kaiserschnittgeburt 

Vor einer geplanten oder im Raum stehenden Kaiserschnittgeburt können sich die Eltern und das Baby emotional bereits gut vorbereiten.

Positive Imaginationen durch stärkenden Körperkontakt begleitet, verankern sich gut im Unterbewusstsein und wirken nachhaltig vertrauensfördernd.

Gezielt angewandte, stärkende Körperberührungen durch den Partner können bereits in der Schwangerschaft etabliert und rund um die Geburt jederzeit zur Beruhigung eingesetzt werden. Besonders während der Operation kann diese haltgebende Berührung unschätzbare Dienste leisten. Das Einholen aller nötigen Informationen zum Ablauf des Kaiserschnitts, runden die Vorbereitung ab. Kurz vor der Entbindung ist es hilfreich, das Baby durch spezielle Massagen aufzuwecken und den abrupten Übergang von der Wärme des Mutterleibs in das kalte Umfeld des Operationssaals abzuschwächen.

Kurz nach dem Kaiserschnitt

Nach dem Kaiserschnitt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die sensible Phase des Erstbondings zu unterstützen, die häufig vom Vater / der Begleitperson, während der medizinischen Erstversorgung der Mutter übernommen wird. In einem nächsten Schritt profitieren die Neugeborenen sehr stark von der Kaiserschnittmassage, welche die Körperoberfläche der Babys nachträglich aktiviert. Jene Kräfte, die im Babykörper für den Durchtritt durch den Geburtskanal angelegt waren und im Zuge der Kaiserschnittentbindung nicht abgerufen wurden, können so freigesetzt werden. Der intensive Hautkontakt im Rahmen des Bondings und im Zuge der Massage setzt lange Oxytocinschübe frei, was die zu kurz gekommene Hormonausschüttung unter der Kaiserschnittgeburt zum Teil kompensieren kann. Eine hohe Oxytocin-Konzentration in den ersten Lebenswochen des Babys bietet einen lebenslangen, präventiven Schutz in stressreichen Situationen. Auch das Stillen trägt hierzu bei und ist daher in vielerlei Hinsicht ein wundervoll positiv beeinflussender Faktor im Eltern-Kind-Beziehungssystem.

Das hilft bei ungeplanten Kaiserschnitten

Besonders wenn der Kaiserschnitt nicht geplant war, sondern sich aus dem Geburtsverlauf heraus ergibt, erleben viele Frauen starke Gefühle von Trauer, Enttäuschung, Schuld und Wut. Vor allem in jenen Fällen, in denen die Situation unter der Geburt für Mutter oder Kind lebensbedrohlich war, muss von einer sehr belastenden Erfahrung ausgegangen werden. In diesen Fällen richten die Mütter ihre Aufmerksamkeit üblicherweise zuerst nach innen, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Das wiederum kann den Bindungsaufbau zum Babys schwächen. Unter dem Motto „Hauptsache, dass Babys ist gesund“ wird vom Umfeld oft versucht, der Frau Trost zuzusprechen, was jedoch meist nicht gelingt, da die mütterlichen Gefühle nicht gesehen und anerkannt werden.

Manchmal sind auch die Väter / Begleitpersonen durch den Kaiserschnitt stark belastet. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Entbindung eine bedrohliche Notsituation vorausgegangen ist. Die Transformation zur Elternschaft, die ohnehin großen Einfluss auf die Partnerschaft hat, wird durch die belastenden Geburtserfahrungen zusätzlich erschwert.

Nun kommt es stark darauf an, wie gut eine Familie emotional unterstützt wird. Frühzeitige Begleitung leistet in diesen Fällen einen großen Beitrag zur positiven Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung. Die Emotionelle Erste Hilfe und die körper- und ressourcenorientierte Krisenbegleitung kennen viele Wege, um Eltern in solchen Situationen behilflich zu sein. Professionell angeleitete Stabilisierungs- und Visualisierungstechniken helfen dabei, die belastenden Erfahrungen emotional gut zu integrieren.

Neu: Das Hilfetelefon bei schwierigen Geburten

Seit 10.01 gibt es das Hilfetelefon für schwierige Geburten. Unter 0720 322 077 unterstütz euch 2x die Woche ein kompetentes Team nach einer schwierigen Geburt (egal ob Kaiserschnitt oder vaginal) sowie bei Herausforderungen mit eurem Baby (häufiges Weinen, Unruhe, Überforderung). Das Ziel ist es, Betroffene niedrigschwellig und anonym mit Fachwissen zu unterstützen und als erste Ansprechpersonen zu agieren. 

Erreichbar unter 0720 322 077, Dienstag 14.00-16.00 Uhr & Freitag 09:00-11:00 Uhr 
Mehr Infos

Hinter dem Projekt steht der Verein Rückhalt (www.rückhalt.at) und auch die Familienberatungsstelle Nanaya (www.nanaya.at) kooperiert mit dem Hilfetelfon.

(C) Susanne Schmid

So helft ihr eurem Baby

Nicht nur die Eltern, sondern auch das Baby hat seine Erfahrungen gemacht, drückt diese aus und möchte, dass seine Geschichte gesehen und gehört wird. Wir wissen heute, dass sich frühe körperliche und emotionale Erlebnisse im Körpergedächtnis des Babys festschreiben. Daran geknüpfte Empfindungen und Körperzustände können später durch scheinbar harmlose Auslöser (wie zum Beispiel Geräusche oder plötzliche Lageveränderungen) wieder an die Oberfläche gebracht werden.

Kaiserschnittbabys macht es oft sehr zu schaffen, wenn später in ihrem Babyleben alles schnell gehen muss, und sie tun sich mit Übergängen jeglicher Art häufig schwer. Einer der größten Übergänge im jungen Babyleben ist jener, vom Wachzustand in den Schlaf sowie von einer Schlafphase in die Nächste.

Als besonders hilfreich hat sich hier das Tragen der Babys im Gurt oder Tuch erwiesen, da dies einerseits eine deutliche Entlastung für die Eltern im Alltag darstellt und andererseits die Babys im Wahrnehmen der eigenen Körpergrenzen unterstützt. Auch das Co-Sleeping im Elternbett trägt dazu bei, dass sich Eltern und Babys leichter aufeinander einstellen können. Der Körperkontakt führt zu langen Oxytocinschüben bei den Eltern und dem Baby, was besonders hilfreich ist, wenn sich Mutter und Kind nach Kaiserschnittentbindungen noch etwas fremd fühlen.

Die weit verbreitete Angst das Baby zu Verwöhnen ist im ersten Lebensjahr unbegründet.

Ein Zuviel an Liebe gibt es nicht und ein Baby hat nicht die Absicht seine Eltern zu manipulieren, sondern will beschützt werden. Es ist wichtig, alle Bedürfnisse verlässlich zu erfüllen, denn das ist es, was das Kind braucht – keine klugen Ratschläge, keine Konditionierung und keine vorsätzliche Frustrierung. 

Einige Wochen nach der Kaiserschnittgeburt durchlaufen viele Babys Phasen großer Unruhe und Erregung, was sich in vermehrtem – vor allem abendlichen – Weinen ausdrückt. Hintergrund sind häufig noch unverarbeitete Erlebnisse aus der pränatalen Zeit und der Geburt, die gehört, gesehen, begleitet und emotional und körperlich gut integriert werden wollen. Die Emotionelle Erste Hilfe unterstützt Eltern und Babys sehr wirkungsvoll in diesem Prozess.

Die Kaiserschnittgeburt kann eine Herausforderung sein, die den intuitiv richtigen Umgang mit dem Baby erschwert. Eine gute emotionale Begleitung in der wichtigen Zeit rund um die Entbindung, hat nachweislich einen sehr positiven Einfluss auf das Eltern-Kind Beziehungssystem und trägt wesentlich zum Wohlbefinden von Eltern und Babys bei.

Grund genug alles daran zu setzen, Familien in der wichtigen Zeit rund um den Kaiserschnitt bestmöglich zu unterstützen, damit Eltern und Babys das erfahren, was sie am Meisten brauchen – Nähe, Halt, Liebe und Vertrauen als Basis für eine gelungen Eltern-Kind Beziehung und als Fundament für unsere Gesellschaft. 

 

Über Susanne Schmid

Mag. Susanne Schmid B.A. ist Sozialpädagogin, Betriebswirtin, Krisenbegleiterin für Eltern und Säuglinge, Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe i.A., Mutter von 5 Kindern und derzeit in der Ausbildung zur Psychotherapeutin. Sie begleitet Eltern und Babys rund um die emotionalen Herausforderungen der Schwangerschaft, Geburt und ersten Babyzeit in ihrer Praxis im 18. Bezirk, im Gesundheitspark des St. Josef Krankenhauses, in Form von Hausbesuchen, Online-Begleitungen, Gruppenkursen und Workshops. Ihre Schwerpunkte sind die Schreibabybegleitung und die Kaiserschnittbegleitung. www.susanneschmid.at

 

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