Gesund & Satt

Viele Eltern kommen früher oder später an den Punkt, an dem sich die Frage nach einem etwaigen Geschwisterkind stellt. Während für die einen die Vorstellung einer größeren Familie mit mehreren aktiven und aufgeweckten Kindern die Erfüllung ist, lässt dieses Szenario andere in Schockstarre verfallen. Doch welche Aspekte kann man hier in die eigene Entscheidungsfindung miteinbeziehen? Viktoria Kindermann, 4fach Mama, Pädagogin und Psychologin gibt uns einen Einblick aus fachlicher und persönlicher Sicht.

Braucht mein Kind Geschwister?

Kinder brauchen andere Kinder. Sie lernen durch Nachahmung und das in besonderem Maße von anderen Kindern. Die Akzeptanz in der Gruppe der Gleichaltrigen führt dazu, dass sich die Kinder selbst besser einordnen können, was wichtig für Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbewusstsein ist. Der Kontakt mit anderen Kindern ist die Wurzel der sozialen Kompetenz - gerade Geschwister sind immer im Wechsel zwischen „wir sind ein Team“ und „du bist Konkurrenz“. Sich durchsetzen, nachgeben und nach Lösungen suchen ist hier Dauerthema und das fördert die Konfliktlösungskompetenz. Für Eltern ist das ständige Gezanke zwar anstrengend und gerade bei mehr als zwei Kindern auch immer wieder Anlass zur Sorge, wenn ein Kind ausgeschlossen wird. Aber keine Bange: Solange die Allianzen zwischen den Kindern wechseln, ist alles im grünen Bereich. Natürlich muss der Kontakt zu Gleichaltrigen nicht innerhalb der Familie stattfinden. Einzelkinder brauchen hier die Unterstützung der Eltern in Punkto Anbindung in Spielgruppen, sozialen Einrichtungen, Playdates und ähnlichem.

Veränderungen für die ganze Familie

Kinderarzt Dr. Renz-Polster erklärt, dass innerfamiliäre Konflikte vor allem dann verstärkt auftreten, wenn es zu wenig zu verteilen gibt, die Ressourcen also knapp sind. Materielle Mittel seien hier zwar wichtig, noch relevanter wären allerdings psychische und soziale Ressourcen. Dies kann unter anderem durchaus als Plädoyer dafür gelesen werden, den eigenen Akku regelmäßig aufzuladen.

Dies gilt selbstverständlich für Einzelkindeltern und Mehrkindeltern gleichermaßen.

 

Völlig unterschätzt wird häufig, wie groß die Veränderung durch ein Geschwisterkind für das ältere Kind ist. Da kann es schon mal den ersten großen Liebeskummer geben, wenn plötzlich die Eltern geteilt werden müssen. Man stelle sich nur vor, der:die Partner:in bringt jemand neuen mit nach Hause, welche:r unsere Sprache nicht spricht. Gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass wir diese Person bedingungslos unterstützen und herzlich willkommen heißen.

Umgekehrt stehen die ersten Kinder in der Geschwisterreihenfolge eine Zeit lang im Mittelpunkt und genießen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, aber auch des Umfeldes. Häufig werden Erstgeborene in der erweiterten Familie und im Freundeskreis ganz anders empfangen als ihre jüngeren Geschwister: Viele Eltern berichten, dass Besuche, Glückwünsche und Willkommensgeschenke mit jedem weiteren Kind abnehmen. In gewissem Maße gleicht sich die Aufmerksamkeit für das eine oder das andere Kind über die Jahre also wieder aus.

Die Ressourcenverteilung ändert sich

 Ein gewichtiger Diskussionspunkt für Eltern ist die Tatsache, dass jedes weitere Kind die Ressourcenverteilung verändert. Die Aufwandssteigerung von einem, auf zwei, auf drei, auf x Kinder skaliert nicht linear. Für viele Eltern ist die Umstellung von zwei auf drei Kinder die einschneidendste Veränderung – völlig klar, denn hier wechselt man, ähnlich wie im Sport, vom Konzept der Personendeckung auf das der Raumdeckung. Mehrere Kinder zu haben ist manchmal extrem fordernd, vor allem in Zeiten, in denen alle Familienmitglieder gleichzeitig unaufschiebbare Bedürfnisse haben. Umgekehrt beschäftigen sich die Kinder – wenn sie gerade harmonieren – auch zeitweise miteinander, sodass man als Eltern kurz für eine kleine Pause freigespielt wird. 

Geschwister zu haben kann wundervoll sein, denn im Idealfall sind sie verlässliche Vertrauenspersonen. Allerdings kann man sich seine Geschwister nicht aussuchen und diese Beziehung kann auch nicht beendet werden. Sie ist in der Regel die längste Beziehung im Leben eines Menschen.

 

Weiterlesen:

Teil 2 – Gibt es den idealen Altersabstand? 

Teil 3 – Die Unvorhersehbarkeit des Lebens - erscheint am 7.3.2023

 

Mag. Viktoria Kindermann

4fache Mama, Pädagogin und Psychologin, Beziehungsgestalterin und Begleiterin für alle Formen von Familien

Themenschwerpunkte: Bindungs- und beziehungsorientierte (Krisen-)Begleitung von Familien zu Themen rund um belastende Situationen in Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit (Schreibaby, Schlafthemen, Bindungsschwierigkeiten, frühe Trennungen aufgrund medizinischer Indikationen)

www.fraukindermann.at

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