Gesund & Satt
Erster Zahnarztbesuch & Zahnen leichter gemacht
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Wer kennt es nicht? Dein Baby schläft unruhig, steckt sich die kleinen Fäustchen in den Mund und ist braucht viel mehr Nähe als sonst. Das alles sind Zeichen, dass die ersten Zähnchen durchbrechen. Oder dein Kleinkind hat bereits alle Milchzähne und der erste Zahnarztbesuch steht an. Alles was du darüber wissen musst, haben wir Dr. Rainer F. Prugmaier, Zertifizierter Kinderzahnarzt in einem Interview gefragt.
So zahnt dein Baby leichter
Zahnen ist ein natürlicher Prozess, der in der Regel ab dem sechsten Lebensmonat einsetzt. Hier ein paar Tipps wie du dein Baby dabei gut begleiten kannst.
- Wenn ein Schnuller oder Beißring verwendet wird, kannst du diesen feucht machen und in den Kühlschrank legen. Durch die kühlende Wirkung lindert es den Schmerz bzw. die Beschwerden und erleichtert es das Zahnen.
- Bei der täglichen Mundhygiene und auch Zwischendurch die Zahnleisten mit dem extra-weichen Mikrofaserfingerlingen oder einer speziellen Babybürste mit massieren.
- In Absprachemit dem Kinderarzt kannst du mit der Gabe von homöopathischen und zuckerfreien Zahnungskügelchen die Zahnungsbeschwerden lindern.
- Alternativ kann auch ein Zahnungsgel auf Hyaluronsäurebasis durch seine kühlende und entzündungshemmende Wirkung das Durchbrechen der Zähne erleichtern.
Weitere Tipps findest du in unserem Artikel:
Wann kommen welche Zähne?
Der erste Zahnarztbesuch
Ab dem ersten Milchzahn, das ist in etwa im 6. bis 8. Lebensmonat, empfiehlt Kinderzahnarzt Dr. Prugmaier den ersten Besuch beim spezialisierten Zahnarzt. Der späteste Zeitpunkt wäre auf jeden Fall am Ende des 1. Lebensjahres. Der erste Besuch dient vor allem zum ersten Kennenlernen und zum Schaffen von positiven Erfahrungen. Die Früherkennung von Karies, Tipps zur richtigen Mund- und Zahnpflegen sowie Fragen und Antworten zu den Themen Stillen, Flaschennuckeln, Schnuller, Daumenlutschen und Ernährung stehen dabei im Vordergrund.
Dr. Prugmaier empfiehlt den Eltern mit dem Kind einen Kinderzahnarzt aufzusuchen, der eine individuelle Beratung basierend auf aktuellen Guidelines der EAPD bzw. der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin anbietet. Den Eltern muss die Wichtigkeit und die Umsetzung der täglichen Mundhygiene beim Kind vermittelt werden. Eine dem Alter entsprechende fluoridhaltige Zahnpaste und die Verwendung einer Zahnseide ist hierbei sehr wichtig. Bis zum Alter von ca. 7 Jahren sollte das Kind beim Zähneputzen (Nachputzen) unterstützt werden.
Eine Verringerung der täglichen Aufnahme von Zucker in Lebensmittel und Getränken sowie Vermeidung von freiem Zucker für Kinder unter 2 Jahren soll angestrebt werden. Achtung vor “verstecktem” Zucker!
Was ist das Besondere an Milchzähnen?
Milchzähne sind weicher als die bleibenden Zähne. Dies erklärt sich aus der Zusammensetzung der Milchzähne. Anders als bei den bleibenden Zähnen ist der Mineraliengehalt bei Milchzähnen geringer. Das bedeutet, dass die Milchzähne anfälliger sind. Häufige Plaque-, Säure- und Zuckerexposition setzt den Milchzähnen zu und kann dazu führen, dass sich Karies eher bildet. Ist ein Zahn von einer Karies betroffen, schreitet diese bei Milchzähnen im Vergleich zu den bleibenden Zähnen auch schneller voran und kann andere nicht betroffene Zähne anstecken.
Was musst du bei der Zahnpflege beachten?
Bereits vor dem Durchbruch der ersten Zähnchen soll der Mundraum z.B. mit einem weichen Tuch gereinigt werden. Dadurch wird das Zahnfleisch massiert und die Milchzähne haben es einfacher durchzukommen.
Die ersten Zähnchen müssen bereits ab dem Zeitpunkt des Durchbrechens in die Mundhöhle mit einer weichen, dem Alter entsprechenden Zahnbürste und einer dementsprechenden Menge fluoridhaltiger Zahnpaste geputzt werden. Es ist vor allem darauf zu achten, dass die Oberlippe vollständig angehoben wird. Es soll der Zahn und der Übergang zum Zahnfleisch gleichmäßig vorsichtig geputzt werden.
Die deutsche und österreichische Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde empfiehlt in ihren neuesten Guidelines die Zähne 2 mal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste zu putzen. Ab dem ersten Zahn bis zum 2. Geburtstag soll zum Zähneputzen eine reiskorngroße Menge einer speziellen Baby-Zahnpaste mit 1000ppm Fluorid und ab dem 2. Geburtstag bis 6 Jahren eine erbsengroße Menge einer Kinder-Zahnpaste mit 1000ppm Fluorid verwendet werden. Es gibt im Handel bereits Produkte, die die jeweils richtige Menge Fluorid enthalten, sehr gut dosierbar und frei von unerwünschten Zusatzstoffen wie z.B. Titandioxid (E171 bzw. CI 77891) sind. Ab dem Alter von 6 Jahren soll auf eine mit 1450ppm versehene fluoridhaltige Zahnpaste zurückgegriffen werden.
Fluorid ist nicht zu verwechseln mit Fluor – einem giftigen Gas. Kleine Mengen Fluorid nehmen wir mit unserer Nahrung auf. Durch das Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta kann das Fluorid lokal wirken und bietet einen optimalen Kariesschutz für unsere Zähne.
Zähne putzen mit KAI
Damit beim Putzen keine Zahnflächen vergessen werden, bedeutet KAI, die Zähne immer in der gleichen Reihenfolge zu putzen. Das können auch schon kleine Kinder erlernen. Ab drei bis vier Jahren können die Kleinen auch schon allein loslegen (natürlich putzen Eltern dann nach).
K = Kauflächen. Als Erstes werden mit kurzen Hin – und Her-Bewegungen alle Kauflächen geputzt.
A = Außenflächen. Dann werden die Außenflächen mit kreisenden Bewegungen geputzt. Die Zähne liegen dabei aufeinander, und es wird jeweils von der Mitte aus nach rechts und nach links geputzt.
I = Innenflächen. Als Letztes werden die Innenflächen mit kleinen Kreisen oder Drehbewegungen „von Rot nach Weiß“, das heißt vom Zahnfleisch zum Zahn gereinigt.
Tipps für Putzen ohne Tränen
Es gibt speziell für Kleinkinder entwickelte Zahnbürsten. Am besten beginnst du rechtzeitig damit und bietest diese deinen Kindern zum Erkunden an. Versuch es einfach jeden Tag aufs Neue und gib nicht auf, speziell an die Frontzähne im Oberkiefer denken. Falls das Zähneputzen nicht wie erwünscht funktioniert, empfiehlt Dr. Prugmaier eine engmaschigere Kontrolle beim auf Kinder spezialisierten Zahnarzt.
Weitere Tipps die Dr. Prugmaier von seinen PatientInnen hat sind: Das Zähneputzen in Geschichten und Rollenspiele verpacken. Bei einer kleinen Patientin kommt z.B. täglich der Putzroboter oder der zahnputzende Italiener. Das kleine Mädchen hat in der Praxis voll Freude davon berichtet und man konnte ihr ansehen, dass Sie beim Zähneputzen mit Ihren Eltern richtig Spaß hat.
Professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt (Mundhygiene) sinnvoll?
Eine regelmäßige professionelle Mundhygiene ist auch für Kinder sinnvoll:
Dadurch kommen die Kinder nicht erst bei Problemen zum Kinderzahnarzt. Sie werden früh auf das Thema Zahnarzt desensibilisiert und es können positive Anker beim Zahnarzt gesetzt werden.
Teil der professionelle Mundhygiene ist es Putzschwachstellen aufzeigen und Putztechnik zu schulen, sowie die Wichtigkeit der Zahnseide zu erklären, um Karies zu vermeiden.
Derzeit werden die Kosten nur für Kinder zwischen dem vollendeten 10. und dem vollendeten 18. Lebensjahr einmal innerhalb eines Jahres übernommen. Bei einer kieferorthopädischen Behandlung mit festsitzenden Geräten wird diese zweimal innerhalb eines Jahres, wobei mind. sechs Monate Zeitabstand einzuhalten ist, übernommen.
Über Dr. Rainer F. Prugmaier
Zertifizierter Kinderzahnarzt
Wissenschaftlicher Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (ÖGKiZ)
- Studium der Zahnmedizin und Promotion zum Doktor der Zahnmedizin an der Medizinischen Universität Wien
- Fortbildungsdiplom Kinderzahnmedizin und Zertifizierung durch die Österreichische Gesellschaft für Kinderzahnmedizin
- Fortbildungsdiplom Hypnose und Kommunikation durch die Österreichische Gesellschaft für ärztliche und zahnärztliche Hypnose (ÖGZH)
- Fortbildungsdiplom Kieferorthopädie
- Zertifizierung Dentale Lachgassedierung gemäß Council of European Dentists – Richtlinien
- Gemeinschaftspraxis für Kinderzahnmedizin und Kieferorthopädie seit 10/2023 in 1020 Wien
- Eigene Praxis für Kinderzahnmedizin seit 4/2019 in Leibnitz, Südsteiermark
- Langjähriger Vertretungs-Kinderzahnarzt in Wien
- Zahnarzt Zahnklinik für Kinder und Menschen mit Beeinträchtigung, Wien Liesing
- Zahnarzt Wiener Gebietskrankenkassa, Ambulatorium Simmering
- Assistenzarzt Universitätszahnklinik Wien, Fachbereich Kieferorthopädie
Mitglied der Österreichischen Zahnärztekammer, der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)