Gesund & Satt

In Teil 1 des Artikels geht es darum, wie die Sorge, etwas falsch zu machen, das eigene Elternverhalten beeinflusst und woher Unsicherheiten überhaupt kommen. In Teil 2 bekommt ihr 10 Wege aus der Angst und zu mehr Sicherheit und Selbstvertrauen!

Ein Gastbeitrag von Martina Wolf - Teil 2

Hier gibt es den 1. Teil zum Nachlesen

Wie Unsicherheit und Ängste das elterliche Verhalten beeinflussen

  • Wer nicht weiß, was richtig ist, wechselt möglicherweise häufig die Strategie. Das kann beispielsweise dann passieren, wenn neue Informationen kommen, die überzeugend wirken. So verhalten sich Eltern aus ihrer eigenen Unsicherheit heraus, so unterschiedlich, dass sie für ihr Kind nicht mehr einschätzbar werden. Das wiederrum gefährdet die kindliche Entwicklung, denn Kinder benötigen eine liebevolle Konstanz im elterlichen Verhalten, um sich sicher zu fühlen.

  • Spüren Eltern eine große Angst und Unsicherheit in konkreten Situationen, wirken diese direkt auf das elterliche Gehirn. Das rationale Denken wird in solchen Situationen eingeschränkt und Eltern agieren dann eher in einem „Überlebensmodus“ mit den drei Ausprägungen: Flucht, Angriff oder Einfrieren (Flight, Fight or Freeze). So kann es passieren, dass sich Eltern aus Unsicherheit zurückziehen und nicht leiten, dass sie wütend werden (Angriff) und das Verhalten des Kindes abwehren oder wegtriften und nicht mehr erreichbar für ihr Kind sind.

  • Konflikte zwischen den Eltern, darüber, was richtig ist, vor allem, wenn diese vor dem Kind ausgetragen werden, können die elterliche Kompetenz von mindestens einem Elternteil erschüttern. Neben den Aspekten, dass Kinder sich rasch verantwortlich fühlen, wenn es Unfrieden in der Familie gibt, hat es Folgen für das Sicherheitsgefühl des Kindes, wenn ein Elternteil vom anderen abgewertet wird und es diesen als nicht kompetent präsentiert bekommt.

  • Die ständige Suche nach Information und Antworten darauf „was richtig ist“, kann die elterliche Intuition und den Blick auf das eigene sehr reale Kind verstellen. Das kann zur Folge haben, dass das Kind mit seinem Verhalten noch deutlicher auf sich aufmerksam machen muss, was eventuell wieder zu Unsicherheiten bei den Eltern führt.

  • Die intensive Auseinandersetzung mit der Meinung anderer, durch konkrete Ratschläge oder Vermutungen; durch Vergleiche mit anderen Eltern und deren Kinder, kann ebenso den Blick auf das eigene Kind verstellen und auch auf die eigene Kompetenz als Eltern. So kann es passieren, dass das Gefühl des Mangels und der Unsicherheit immer größer wird, während so vieles gelingt und gut und passend ist – nur wird es nicht mehr ausreichend gesehen.

Wege aus der Angst und zu mehr Sicherheit und Selbstvertrauen

So individuell, wie die Wege in die Unsicherheit, sind auch die Wege heraus aus diesem Gefühl.

  1. Informationsquellen
    Wissen ist wichtig für Eltern, um ihr Kind gut begleiten zu können – seine Gefühle zu regulieren und es zu fördern. Was brauchen Kinder von ihren Eltern, was kann ein Kind wann, was versteht es wann usw. Die Wahl der Informationsquelle ist entscheidend, damit Eltern wirklich Wissen erwerben und nicht Meinungen.

  2. Annahme
    Annehmen, was ist, im Sinne von „Ich fühle mich im Moment unsicher“, nimmt der Unsicherheit bereits ein Stück ihrer destabilisierenden Kraft und öffnet den Weg für weitere Schritte.

  3. Selbstreflexion
    Ein freundliches und wohlwollendes Reflektieren des eigenen Tuns im Sinne von: „Wie war unser Tag? Was ist gelungen, was war schwierig? Wo habe ich mich unsicher oder überfordert gefühlt und warum? Was hätte ich anders machen können, was hätte mir geholfen“, kann dazu beitragen, sicherer zu werden. Sehr hilfreich für eine solche Reflexion ist es, das aufzuschreiben. Zum Beispiel in einem Tagebuch.

    Gastbeitrag Ich weiß nicht was ich tun soll Selbstreflexion Martina Wolf
  4. Gelingendes
    Den Blick ganz bewusst auf Gelingendes lenken. So können sich Eltern beispielsweise jeden Abend fragen, was ihnen mit ihrem Kind gelungen ist. Mindestens ein Aspekt findet sich immer. So füllen Eltern Tag für Tag ihren Selbstvertrauen-Tank.

  5. Fehlerkultur
    Fehler sind normal, gehören dazu und sind Lernchancen. Ein liebevoller Blick auf eigene Fehler und die Frage, was aus einem Fehler gelernt werden kann, können die elterliche Kompetenz stärken.

  6. Verantwortung übernehmen
    Wurden Ängste und Unsicherheiten erkannt, ist der Raum geöffnet, Verantwortung zu übernehmen, im Sinne von „Wie sorge ich dafür, dass ich sicherer werde?“
    Sind Fehler passiert, braucht es ebenso eine Übernahme der Verantwortung. Eine Entschuldigung beim Kind, wenn es beispielsweise angeschrien wurde, ist richtig und wichtig – gleichzeitig braucht es auch hier die Verantwortungsübernahme: „Wie sorge ich dafür, dass das möglichst nicht mehr passiert?“

  7. Eltern-Gespräche
    Regelmäßige Gespräche zwischen den Eltern, um eine Grundlinie in ihrer Elternschaft zu finden und klare Abmachungen, wie Verantwortung für das Kind geteilt und geregelt wird und was Kriterien für „Einschreiten (Einmischen) des jeweils anderen Elternteils sind (Kinderschutzfragen), können für mehr Sicherheit beider Elternteile sorgen.

  8. Entscheidungen
    Eltern sind die Leitungspersonen im Familienalltag – und dazu gehört es, Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht immer leicht, vor allem wenn Unsicherheit oder Zweifel mitschwingen. Doch je öfter Eltern Entscheidungen fällen, desto einfacher wird es. Mit jeder Entscheidung wächst die Sicherheit – im Tun werden Unsicherheiten kleiner.

  9. Ratschläge & Kritik
    Eine kurze Auseinandersetzung mit dem Rat anderer kann hilfreich sein, die eigene Haltung zu überprüfen. Gleichzeitig kann ein solcher auch dankend abgelehnt werden, im Sinne von „Danke, wir machen es anders“. Kommt Kritik von anderen, könnte die Frage „Wie kommst du darauf“, den Raum öffnen für einen Austausch, der am Ende für alle hilfreich ist bzw. hilft eine solche Frage, nicht verletzlich und angreifbar zu sein.

  10. Der liebevolle Blick
    Ein liebevoller Blick auf sich selbst, stärkt und bringt Wärme in den Familienalltag.
    „Ich gebe mein Bestes. Ich muss nicht perfekt sein. Ich lerne täglich dazu.“

Gastbeitrag Ich weiß nicht was ich tun soll liebevoller Blick Martina Wolf


Buchempfehlungen

Passend zu dem Thema hat Martina Wolf für euch ein paar Buchempfehlungen:

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Nora Imlau - Meine Grenze ist dein Halt*

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Über die Autorin

Martina Wolf arbeitet als Säuglings-, Kinder- und Elternberaterin in eigener Praxis (Kinderpraxis am Augarten). Martinas Angebot startet bereits vorgeburtlich. Hier bietet sie die Bindungsanalyse - Förderung der vorgeburtlichen Bindung zwischen Mutter und Kind an. Sie bietet Krisenberatung an bei Regulationsthemen, wie Schreien, Schlafen, Füttern, heftigem Trotzen oder Ängsten mit Tendenzen zum Klammern. Martina ist auch als Referentin im pädagogischen Kontext für Kinderthemen und Kinderschutz tätig. Sie ist Lehrgangsbegleiterin im Universitätslehrgang Early Life Care und Vorsitzende der GAIMH – der Gesellschaft für die Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit.

Gastbeitrag Martina Wolf

www.martinawolf.at
www.kinderpraxis-augarten.at
www.instagram.com/martinawolfberatung

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