Gesund & Satt

Wenn man Eltern fragt, was sie sich für ihre Kinder wünschen, dann ist es immer wieder eine Sache: “Ich möchte, dass mein Kind einmal selbstständig mit beiden Beinen im Leben steht.” Selbstständigkeit ist also ein universelles Ziel in der Erziehung - die Frage ist nur: Wie gelingt das?

Gastbeistrag Selbststaendigkeit foerdern Lisi Witzani

Selbstständigkeit ist ein Prozess

Eigenverantwortliches Handeln entsteht nicht von heute auf morgen. Es entwickelt sich in vielen kleinen Schritten - mit Erfolgen, Unterbrechungen und ganz viel Übung.
Während Kinder nach und nach lernen, sich selbst anzuziehen, ihren Rucksack selbst zu packen oder eine Mahlzeit zu kochen, besteht die Herausforderung für Eltern darin, diese Verantwortung Stück für Stück abzugeben.

Diese beiden Lernprozesse sind zwei Seiten derselben Medaille:

  • Kinder lernen, sich etwas zuzutrauen.
  • Eltern lernen, loszulassen.

Konflikte entstehen dann, wenn die beiden Prozesse nicht im Gleichgewicht sind – wenn Eltern zu früh zu viel erwarten oder wenn Kinder schon weiter wollen, als Eltern bereit sind zuzulassen.

Zu verstehen, auf welcher Seite die Herausforderungen liegen, ist entscheidend, denn es braucht unterschiedliche Strategien.

Beispiel: Mein 7-jähriges Schulkind möchte den Schulweg noch nicht allein gehen, während das für mich eine große Erleichterung wäre. In solchen Fällen geht es darum, die Herausforderung in kleine Schritte herunterzubrechen.

Scaffolding: Unterstützung richtig dosieren

Aus der Pädagogik stammt das Konzept des Scaffoldings – also die passende Unterstützung zur passenden Zeit geben. Aufgaben werden in kleine Schritte zerlegt, damit Kinder sie eigenständig bewältigen können.

Am Beispiel Schulweg bedeutet das: Wir erweitern den selbstständig zurückgelegten Weg Stück für Stück – und wenn es nur 10 Meter am Tag sind. Auch kleine Erfolge schaffen Selbstvertrauen und fördern die Unabhängigkeit.

Loslassen – die Herausforderung für Eltern

Genauso wichtig wie das kindliche Üben ist das Loslassen auf Elternseite. Das bedeutet, die eigenen Ängste, Glaubenssätze und den Wunsch nach Kontrolle zu reflektieren. Denn manchmal liegt die Herausforderung gar nicht beim Kind, sondern bei uns Erwachsenen:

  • „Ich glaub nicht, dass es das schon schafft”
  • „Ich hab Angst, dass etwas passiert“

Solche Glaubenssätze und Ängste dürfen wir Eltern von Zeit zu Zeit hinterfragen. Dadurch übernehmen wir die Verantwortung für unsere Gefühle, statt die Kinder damit einzuschränken.

Beispiel: Mir fällt es aktuell schwer, meinem 2-jährigen Kindergartenkind beim Schuhe anziehen scheitern zu sehen. Ich weiß, wie wichtig diese Frustrationserfahrungen sind, aber oft fehlt mir schlicht die Zeit, jeden Emotionsausbruch zu begleiten, bis der Schuh endlich sitzt.

Gastbeistrag Selbststaendigkeit foerdern Scaffolding Lisi Witzani

Das hat weniger mit Ängsten oder Glaubenssätzen zu tun, sondern mit Familienlogistik. Auch das ist in Ordnung. Denn elterliche Führung bedeutet auch, Bedürfnisse in Balance zu bringen. Dafür lasse ich beim Schuhe ausziehen nach dem Heimkommen bewusst mehr Zeit – und feiere dann das Erfolgserlebnis.

Selbstständigkeit im Alltag fördern

Selbstständigkeit fördern bedeutet: Kindern Schritt für Schritt mehr Verantwortung zuzutrauen – und gleichzeitig selbst loszulassen. Dabei gibt es keine Benchmarks, wann welcher Meilenstein erreicht sein sollte. Als Eltern können wir diesen langen Lernprozess trotzdem unterstützen:

  • Aufgaben in kleine Schritte zerlegen.
  • Erfolge feiern, auch wenn sie klein sind.
  • Fehler zulassen – aus Scheitern entsteht Selbstvertrauen.
  • Loslassen üben – Kontrolle abgeben und bewusst Zutrauen

Je nach Temperament ist es mal das Kind, das nach mehr Autonomie strebt, und mal sind es die Eltern, die kleine Schubser geben. Entscheidend ist der aufmerksame Blick: zu spüren, wann es Unterstützung braucht – und wann Vertrauen das größte Geschenk ist.


Die Autorin Elisabeth Witzani ist Elternberaterin (in Ausbildung unter Supervision) und hat das Elternprogramm “Mein Kind. Mein Wachstum". entwickelt, um Eltern Raum für Austausch und Reflexion in ihrer Elternrolle zu geben.

Mehr über ihre Arbeit auf www.elisabethwitzani.at

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