Gesund & Satt
Neurodivergenz-Special: Teil 2 ADHS
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Im zweiten Teil unseres Neurodivergenz-Specials haben wir mit der Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin Yvonne Laminger über ADHS gesprochen. ADHS ist die häufigste psychiatrische Diagnose im Kindes- und Jugendalter. In Österreich leben circa 450.000 Menschen mit der Diagnose. Meist wird AD(H)S erst sehr spät erkannt. Bis dahin hatten die Betroffenen schon einen langen Leidensweg hinter sich. Typische Symptome sind impulsive Verhaltensweisen, Konzentrationsschwäche, motorische Unruhe, Freunde finden oder eine niedrige Frustrationstoleranz.
Yvonne Laminger leitet das pädagogische-psychologische Zentrum, kurz Päpsy, im 6. Bezrik und arbeitet täglich mit Kindern und Jugendlichen mit einer ADHS Diagnose.
AD(H)S & die Unterschiede zum Autismus
AD(H)S steht für Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Störung. Es handelt sich hierbei um eine neurologische Funktionsweise. Das H ist deshalb in Klammern, weil Hyperaktivität nicht bei allen Betroffenen vorhanden ist.
Im Kindesalter wir dies durch eine erhöhte motorische Unruhe, Ablenkbarkeit durch Reize, häufiges Verlieren oder Verlegen von Gegenständen sowie Schwierigkeiten beim Abwarten deutlich. Die Verweildauer bei einem Spielzeug ist kurz, obwohl sie sich bei großem Interesse auch lange mit einem Thema beschäftigen könnten. Die Kinder wirken meistens "zappelig" und neigen zu impulsiven Verhaltensweisen. Dies führt häufig zu Konflikten mit anderen Kindern. Ein chaotisches Vorgehen in unstrukturierten Situationen kann ebenso beobachtet werden. Es gibt aber auch Kinder, die wirken verträumt, ängstlich, zurückhaltend und sind empfindlich auf äußere Reize. Dies bedeutet, dass sie sich nicht so gern an Orten aufhalten, die laut sind oder wo sich viele Menschen befinden.
Überschneidungen, Kombinationen und Mischformen von ADHS und einer Autismus-Spektrum-Störung sind sehr häufig. Deshalb ist eine professionelle Diagnostik erforderlich. Wichtig ist dabei, dass Symptome beider Neurodivergenzen bereits seit der Kindheit bestehen und in mehreren Lebensbereichen auftreten.
Unterschiede bestehen in der oben beschriebenen Kernsymptomatik. In der Praxis ist oftmals zu bemerken, dass Menschen mit ADHS eher unstrukturiert sind, Abwechslung benötigen, intensive, aber wechselnde Hobbys haben und durch Reize gepusht werden. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Diagnose haben meistens ein intensives Spezialinteresse über einen längeren Zeitraum, halten sehr an Strukturen fest, benötigen Routinen und sind durch Reize sehr rasch überfordert. Während eine Autismus-Spektrum-Diagnose schon ab dem ersten Lebensjahr möglich ist, wird ADHS erst ab dem Schulalter diagnostiziert.
Symptome bei ADHS
Auffälligkeiten bei Kindern, bei denen im Schulalter ein ADHS diagnostiziert wird
- Geringe Verweildauer bei einem Objekt
- Motorische Unruhe
- Impulsive Verhaltensweisen
- Auffälligkeiten in der Wahrnehmung
- Niedrige Frustrationstoleranz
- Häufiges Schreien und weinen
- Ungeduld
- bleiben nicht lange bei einer Sache
- Vergesslichkeit
- kreativ
- hilfsbereit
Für Eltern ist es sicher nicht einfach zu erkennen, ob ihr Kind ADHS aufweist. Grundsätzlich geht es auch immer um den Leidensdruck, den die Person oder die Familie verspürt. Eine Entwicklungsdiagnostik kann ab dem Alter von ca. einem Jahr helfen und Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen. Tatsächlich geht es oft nicht um die Diagnose, sondern darum, wie man dem Kind gut helfen kann bzw. das sie die nötige Förderung frühzeitig bekommen.
Ihr habt weitere Fragen? Dann meldet euch gerne bei Päpsy.
Neurodivergenz-Special: Teil 1 Autismus-Spektrum-Störung (Interview mit Yvonne Laminger von Päpsy)
Neurodivergenz-Special: Teil 2 ADHS (Interview mit Yvonne Laminger von Päpsy)
Neurodivergenz-Special: Teil 3 Alltag mit neurotypischen Kindern (Interview mit Karoline Seniowska, Elementarpädagogin im Autistums-Spektrum)
Hier noch einige Links für euch zum Nachlesen:
www.adhs.info
www.adapt.at
www.konzentrum.at
www.adhs-infoportal.com